Samstag, 20. April 2024

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Ein Tumor funktioniert das Blutgefäßsystem für seine Zwecke um

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Den Tumor aushungern

Tumore können sich im Körper ernähren, weil sie Blutgefäße für ihre eigenen Zwecke umfunktionieren. Stickstoffmonoxid (NO) spielt dabei als Signalgeber für das Überleben von Gefäßzellen eine große Rolle. Welche Wirkstoffe - vom Arzneimittel bis zum Rotwein - die NO-Produktion wie beeinflussen, wird mit Hilfe eines neuen Roboters direkt in den Zellen beobachtet.

Tumore können sich im Körper ernähren, weil sie Blutgefäße für ihre eigenen Zwecke umfunktionieren. Dafür greifen sie in eine Signalkaskade innerhalb der Blutgefäßzellen ein, in der Stickstoffmonoxid (NO) eine wichtige Rolle spielt: NO gibt den Zellen ein Überlebenssignal. Würde man mit Medikamenten die NO-Ausschüttung in den Blutgefäßzellen stoppen, könnte man den Tumor aushungern. Welche Wirkstoffe die NO-Produktion wie beeinflussen, finden Prof. Dr. Wolfgang Schuhmann und Prof. Dr. Rolf Heumann, Ruhr-Universität Bochum, mit Hilfe eines neuen Roboters heraus, der die Stickstoffmonoxid-Konzentration in den Zellen genau misst.

NO, ein kleines, gasförmiges Molekül mit einer Lebensdauer von nur ca. 20 Sekunden, ist im Körper an vielen Prozessen beteiligt und daher wichtig. So schützt es z. B. die Gefäße vor Verstopfung. Es kann aber auch negative Wirkung haben, wenn die Feinabstimmung außer Kontrolle gerät.

So sind Tumoren in der Lage, einen körpereigenen Wachstumsfaktor (VEGF) herzustellen, der in Blutgefäßzellen an zwei verschiedene Rezeptoren andockt. Einer davon schüttet daraufhin NO aus, das der Zelle ein Überlebenssignal gibt: Der natürliche Zelltod, der für den gesamten Organismus lebenswichtig ist, wird so hinausgezögert. Der Tumor kann das Gefäß für seine Versorgung nutzen. Wenn es gelingt, diesen Prozess zu unterbinden, verliert die Krebszelle ihren Nachschub. Die Folge: Sie kann nicht weiter wachsen oder schrumpft sogar.

Bei der Untersuchung dieser Mechanismen hilft den Bochumer Chemikern ein eigens entwickeltes Robotersystem, das die NO-Konzentration in Zellkulturen misst. Der Roboter macht sich dafür die Bindungsfreudigkeit des NO-Moleküls zunutze. Mit einem Sensor messen sie einen Wert, aus dem sich auf die Menge der anwesenden NO-Moleküle schließen lässt. So können die Forscher feststellen, welche Wirkung unterschiedliche Arzneistoffe auf die NO-Produktion in den Blutgefäßzellen haben. Getestet werden Wirkstoffe von altbewährten Medikamenten über ganz neue Entwicklungen bis hin zu Naturheilmitteln und Lebensmitteln wie etwa Rotwein.

Ob diese Methode eine Wunderwaffe werden kann oder nicht, muß sich erst noch heraus stellen. Bisher gehen Wissenschaftler davon aus, dass ihr Einsatz die Krankheit nicht heilen kann. Aber sie kann dafür sorgen, dass ihr Zustand stabil bleibt, sich der Tumor nicht ausbreitet und keine Metastasen bildet. Doch bereits das kann ein großer Erfolg sein, weil er Zeit für andere Therapien schafft, die den Tumor direkt bekämpfen.

WANC 12.03/idw


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