Dienstag, 16. April 2024

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Tumorzellen wandern frühzeitig in andere Teile des Körpers

 

Krebs breitet sich schon früh aus

Krebszellen verteilen sich auf andere Körperregionen viel früher aus als bisher angenommen.

Eine Studie fand heraus, dass der Prozess der Wanderung von Krebszellen wahrscheinlich schon stattfindet, wenn der Tumor noch ganz klein ist und oft noch gar nicht diagnostiziert wurde. Die Zellen verlassen den Krebsherd, wenn der erst wenige Millimeter groß ist. Dann lauern die Krebszellen dem Anschein nach im Knochenmark oder in anderen Teilen des Körpers. Sie verbleiben dort in einem "schlafenden" Zustand und wachsen erst zum Tumor heran, wenn  sie weitere genetische Änderungen erworben haben.

Bisher gingen die Wissenschaftler davon aus, dass sich die Krebszellen erst relativ spät im Wachstumsprozess des Tumors weiter verteilen und nachdem massive genetische Defekte sie verändert haben. Die neuen Erkenntnisse erklären nach Ansicht der Arbeitsgruppe um Dr. Christoph Klein, Institut für Immunologie der Universität München, warum einige Patientinnen Tumore in Knochen oder anderen Organen erst viele Jahre später entwickeln, nachdem der Ursprungstumor bereits entfernt wurde.

Bei ihren Studien untersuchten die Wissenschaftler das Knochenmark von fast 400 Brustkrebspatientinnen, um die Vorläuferzellen späterer Metastasen zu finden. Das Knochenmark ist der häufigste Metastasierungsort von Brustkrebs und enthält deshalb vermutlich die metastatischen Vorläuferzellen, die mit einem Marker (Cytokeratin) entdeckt werden können.  Die einzelnen gestreuten Tumorzellen wurden isoliert und genetisch untersucht. Zwei Patientengruppen konnten verglichen werden. Die eine hatte sich einer chirurgischen Behandlung unterzogen, zeigte aber keine Zeichen von Metastasenbildung. Bei der anderen waren weitere Tumoren nach dem ersten Eingriff aufgetaucht. Es stellte sich heraus, dass die Zellen der Frauen mit keiner weiteren Krebserkrankung weniger genetische Fehler aufwiesen. Und die Zellen hatten auch weniger Fehler als die Krebszellen des ursprünglichen Tumors. Das veranlaßte die Wissenschaftler dazu anzunehmen, dass sich die verstreuten Krebszellen schon recht früh vom ursprünglichen Tumor gelöst hatten, um sich anschließend zur Metastase weiterzuentwickeln. Auf Grund der genetischen Veränderungen einer gestreuten Tumorzelle waren die Wissenschaftler in der Lage, genau zu bestimmen, ob sich der Krebs einer Patientin ausgebreitet hatte oder nicht.

Zwar müssen diese Ergebnisse noch in weiteren Untersuchungen bestätigt werden. Dennoch könnten sie dazu führen, dass man in Zukunft Brustkrebspatientinnen unter anderem darauf testen kann, ob sie nach einer Operation eine Chemotherapie benötigen oder nicht. Damit könnten vielen Frauen die zusätzlichen Belastungen einer solchen Behandlung erspart bleiben. Abhängig wäre die Entscheidung dann davon, ob die disseminierten Tumorzellen genetische Veränderungen aufweisen oder nicht, die mit der Metastasenbildung einhergehen. Gleichzeitig sollte es nun mit den Erkenntnissen möglich werden, gezielt Medikamente zu entwickeln, die effektiv gegen gestreute Tumorzellen wirksam sind.

WANC 07.03
Quelle:Proceedings of the National Academy of Sciences 2003;10.1073/pnas.1331931100.


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