Donnerstag, 25. April 2024

/home/
Probeentnahme mittels Hohlnadel: Nur noch örtliche Betäubung notwendig

 

Saugbiopsie: Schonendes Verfahren erspart Operation

Brustgewebe zur Krebsdiagnose muss künftig nicht mehr unter Vollnarkose im Krankenhaus entnommen werden. Bei der so genannten Saugbiopsie reicht eine örtliche Betäubung.

Werden bei einer Ultraschall- oder Röntgenuntersuchung (Mammographie) der weiblichen Brust verdächtige Veränderungen des Brustgewebes festgestellt, ist eine feingewebliche Untersuchung unter dem Mikroskop nicht zu umgehen. Nur so lässt sich gutartiges von bösartigem Gewebe zweifelsfrei unterscheiden.

Zur Gewebeentnahme (Biopsie) war bisher immer ein Schnitt in die Brust üblich, was für die Patientin eine Operation unter Vollnarkose mit anschließendem stationären Krankenhausaufenthalt und oft auch eine Zentimeter-lange Narbe bedeutete. Inzwischen ist - wesentlich schonender für die Patientin - eine Probenentnahme mit Hilfe spezieller Hohlnadeln möglich, die unter örtlicher Betäubung in die Brust eingeführt werden. Die Hohlnadel wird mittels digitaler Mammographie, mittels Ultraschall und im Bedarfsfall auch mit Hilfe der Kernspintomographie stereotaktisch - d.h. punktgenau - in das verdächtige Gewebe positioniert, erklärt Prof. Dr. Fritz-Peter Kuhn, Direktor des Institutes für Diagnostische und Interventionelle Radiologie im Klinikum Kassel.

Die Gewebeprobe wird entweder ausgestanzt (Stanzbiopsie) oder das zu untersuchende Gewebe wird erst angesaugt und dann mit einem in der Hohlnadel eingebauten Miniaturmesser abgeschnitten (Saug- oder Vakuumbiopsie; Mammotome). Die Saugbiopsie wird vorzugsweise zur Beurteilung von kleinen Herden eingesetzt: Tumorknoten von unter 2 cm Größe und Mikroverkalkungen (bis zu einem Zehntel Millimeter kleine Verkalkungen im Brustdrüsengewebe, die eine empfindliche Leitfährte für die Frühdiagnostik von Tumoren der Brust darstellen).  In einigen Fällen führt die Saugbiopsie bereits zur vollständigen Entfernung des Herdes.

Handelt es sich um eine gutartige Veränderung – und das ist nach den Erfahrungen des Brustzentrums Kassel bei rund zwei Drittel der Frauen der Fall – ist die Diagnose mittels Hohlnadelbiopsie sehr zuverlässig  und ausreichend. Ergibt die feingewebliche Untersuchung durch den Pathologen dagegen bösartiges Gewebe, muss in Abstimmung mit den Ärzten eine Operation erfolgen, da nur die Operation einen ausreichenden Sicherheitsabstand zum umgebenden gesunden Gewebe gewährleistet, erläutert PD Dr. Thomas Dimpfl, Direktor der Frauenklinik. Auch bei eindeutigen Krebsbefunden in der Mammographie werde heute angestrebt, die feingewebliche Diagnose vor der Operation zu kennen, damit die Patientin bereits vor dem Eingriff über die notwendigen Maßnahmen optimal aufgeklärt ist und die Narkose-Zeit auf ein Minimum reduziert werden kann.

Das neue Verfahren gewinnt auch vor dem Hintergrund des geplanten bundesweiten Mammographie-Screenings an Bedeutung. Die Brustkrebsfrüherkennung durch Mammographie soll künftig für Frauen ab dem 50. Lebensjahr Kassenleistung werden. Bei der dadurch steigenden Zahl verdächtiger Befunde kann die stereotaktisch gesteuerte Saugbiopsie helfen, die Zahl der Operationen auf das notwendige Maß zu reduzieren.

WANC 07.03
Quelle: Interdisziplinäres Brustzentrum am Klinikum Kassel


 Artikel versenden  
 Artikel drucken


 
© Wordart 2002-24
Impressum  |   Erklärung zu Links  |   Nutzungsbedingungen  |   Haftungsausschluss  |   Datenschutz  |   Rechte
powered by webEdition CMS