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Für wen ist eine Therapie geeignet?
Mit einem Angiogenese-Hemmer werden
Patientinnen mit fortgeschrittenem Brustkrebs behandelt, also für
Patientinnen, bei denen es zu einem Rückfall der Krebserkrankung in der
Brust oder zur Bildung von Metastasen an anderen Stellen im Körper
gekommen ist. Er soll in der Erstbehandlung eingesetzt werden, d. h.
sofort nachdem festgestellt wurde, dass ein Rückfall aufgetreten ist
oder Metastasen vorliegen nicht erst, wenn andere Medikamente versagt
haben.
Ein Angiogenese-Hemmer ist - wie andere Antikörper auch - ein Eiweiß
oder Protein. Im Darm werden Eiweiße, zerstört. Deshalb können
Antikörper nicht in Tablettenform hergestellt werden. Damit sie wirken
können, müssen sie direkt ins Blut verabreicht werden. Dies geschieht
in der Regel über eine Infusion in eine Vene. Die erste Infusion wird
über einen Zeitraum von 90 Minuten verabreicht werden. Wenn die
Patientin die erste Infusion gut verträgt, können die folgenden
Infusionen verkürzt, zunächst auf 60 Minuten, dann auch auf 30 Minuten.
Antikörper haben gegenüber anderen Medikamenten einen wichtigen
Vorteil: Während die meisten anderen Wirkstoffe rasch von der Leber
abgebaut und über die Nieren ausgeschieden werden, bleiben Antikörper
über viele Tage im Körper aktiv und entfalten ihre Wirkung. Deshalb
müssen die Antikörperbehandlungen nicht täglich wiederholt werden. Eine
Infusion alle 2 bzw. 3 Wochen ist ausreichend. Die Wiederholungen sind
allerdings notwendig, da der hungernde Tumor die Bildung des
Gefäßwachstumsfaktors VEGF stetig fortsetzt, dieser also kontinuierlich
durch den VEGF-Antikörper abgefangen und ausgeschaltet werden muss.
Die Angiogenese-Hemmung wird (anfänglich) in Kombination mit einer
Chemotherapie durchgeführt. Denn bis zu einer gewissen Größe sind
Tumore ja nicht auf eigene Gefäße angewiesen, was auch für Metastasen
gilt. Die Chemotherapie zerstört dann die sich teilenden Tumorzellen,
die noch nicht auf Gefäße angewiesen sind, der Angiogenese-Hemmer hemmt
die Blutversorgung. So wird der Tumor gewissermaßen von zwei Seiten
angegriffen. Wenn die Chemotherapie abgeschlossen ist, wird die
Therapie mit dem Angiogenese-Hemmer allein fortgesetzt.
Auf diese Weise kann das Tumorwachstum über eine gewisse Zeit
kontrolliert werden. Leider ist der Angriff auf den Tumor nicht
lückenlos. Irgendwann kann der Tumor auf unbekannte Weise trotz der
Therapie weiterwachsen Ärzte sprechen von einer Tumorprogression. In
diesem Fall wird die Behandlung mit dem Angiogenese-Hemmer meist
beendet.
Vorteile der Therapie mit Angiogenese-Hemmern
Eine Besonderheit der Angiogenese-Hemmer ist ihre gute Verträglichkeit.
Da die Angiogenese-Hemmer im Gegensatz zu Zytostatika keine gesunden
Zellen angreifen, treten die typischen Nebenwirkungen der Chemotherapie
wie Infektionen, Anämie, Erbrechen, Durchfall und Haarverlust nicht auf
bzw. werden in der Kombinationstherapie nicht verstärkt. Aus dem
Wirkmechanismus der Angiogenese-Hemmer ergeben sich jedoch andere
mögliche Nebenwirkungen.
Ein weiterer Vorteil der Behandlung mit einem Angiogenese-Hemmer
besteht darin, dass die Infusionen nur alle 2 oder 3 Wochen
durchgeführt werden müssen. Solange die Antikörper-Behandlung mit der
Chemotherapie parallel läuft, können beide Infusionen an demselben Tag
verabreicht werden, d. h. für die Anti-Angiogenese-Therapie sind keine
zusätzlichen Arzttermine notwendig. Die Behandlung kann
ambulant bei einem Facharzt oder in der Klinik erfolgen.
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