Freitag, 26. April 2024

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Sport nach Krebs: Körperlich belastbarer und weniger müde

 

Maria Theile: Sport nach Krebs

Menschen, die an Krebs erkrankt waren, müssen sportlich nicht abseits stehen.

Die 83-jährige Maria Theile zeigt, wie das funktionieren kann: Als Initiatorin der Gruppe «Sport nach Krebs» in Baden-Württemberg hat sie vielen Betroffenen neuen Mut vermittelt. "Ich wollte anderen helfen, das Leben wieder zu leben. Das ist mir, glaube ich, gelungen", erklärt Maria Theile ihr Engagement. Bis heute gibt sie beim SV Fellbach Gymnastik-Stunden für Krebspatienten. Ansonsten hat sich die Pionierin in Sachen Frauen-und Seniorensport aus der Vereinsarbeit zurückgezogen. Ruhe ist bei ihr dennoch nicht eingekehrt.

"Ich kann mir mein Leben ohne Sport nicht vorstellen. Solange ich es noch gesundheitlich kann, mache ich weiter", sagt Maria Theile, die für ihre Arbeit unter anderem das Bundesverdienstkreuz am Bande erhielt. "Ich brauche das einfach." Dabei schien ihr großer beruflicher Traum bereits in jungen Jahren zu platzen: Wegen einer Augenkrankheit musste sie 1940 ihr Sportstudium in Prag aufgeben und den Lehrerberuf abschreiben. Doch unterkriegen ließ sich die gebürtige Fellbacherin nicht: "Ich bin zurückgekommen und habe einfach weiter gemacht."

Mit der Geburt ihrer Söhne und dem Aufbau des Familien-Schmuckgeschäfts verschoben sich die Prioritäten. Für den Sport war da keine Zeit mehr. Bis zum Jahr 1968, dann wollte sie «ihre heimliche Liebe» nicht mehr missen. "Ich halte das nicht mehr aus", eröffnete sie ihrem inzwischen verstorbenen Mann. Sie meldete sich wieder im Verein an und machte gleich noch einmal die Ausbildung zur Übungsleiterin im Frauenturnen.

1971 wurde sie dann Mitglied in der Fellbacher Vereinsführung. "Ich hatte mich eigentlich nur gewundert, weshalb keine Frau dort vertreten war. Dann war ich es halt", lacht sie noch heute über den Umstand ihrer «Beförderung». Der Turngau Rems-Murr wählte sie 1974 zur ersten offiziellen Frauenvertreterin. 1980 trat Maria Theile dem Frauenbeirat des Württembergischen Landessportbundes (WLSB) bei und arbeitete dort bis zum Sommer 2002 als stellvertretende Vorsitzende.

In dieser Zeit wurde auch die Idee für «Sport nach Krebs» geboren. Auf einer Tagung mit dem Nordrhein-Westfälischen Landessportbund (NRW-LSB) hörte sie 1985 erstmals davon und war begeistert: "Ich habe damals gesagt, wenn keiner mitmacht, dann mach' ich es halt allein." Maria Theile besuchte den ersten 60-stündigen Lehrgang selbst. Ein Jahr lief das Pilotprojekt, das sich vorwiegend auf Brustkrebs-Erkrankte spezialisierte. "Im November 1987 konnten wir mit den ersten regulären Stunden beginnen und das war schwer", erinnert sie sich. Kaum ein Arzt wusste damals von dem Angebot. "Wir haben Klinken geputzt", sagt die Grande Dame des Fellbacher Sports, die bis Ende 2001 Projektleiterin war.

Doch die Zahl der Teilnehmerinnen wuchs stetig. Die Frauen nehmen die Hilfe dankbar an. Dabei wird nicht nur Sport getrieben, sondern auch gesungen und gemeinsam gefeiert. Einmal im Jahr fährt die Gruppe in eine Freizeit. Die Patienten finden dadurch neues Selbstvertrauen. "Wenn es jemanden gibt, der das Projekt weiterführt, dann bin ich glücklich", wünscht sich Maria Theile.

WANC 02.03


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