Freitag, 26. April 2024

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Die in Deodorants enthaltenen Parabene werden verdächtigt, Brustkrebs zu verursachen (Foto: Image100)

 

Deodorants: Sind sie ungefährlich?

Fördern Deodorants Brustkrebs? Studien scheinen die Sorge zu bestätigen. Doch nun behaupten Experten das Gegenteil - sie geben Entwarnung. Dennoch bleiben Zweifel.

„Es gibt zur Zeit keine stichhaltigen Beweise für eine Brustkrebs verursachende Wirkung von Deodorants. Es gibt also auch keine Rechtfertigung dafür, in der Öffentlichkeit Besorgnis auszulösen.“ Das sagt ein Expertengremium der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO) in der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG), das im Auftrag des Dachverbandes eine aktuelle Risikobewertung für Antitranspirantien bei der Brustkrebsentstehung erstellte.

Zur Erinnerung: Im Jahr 2004 hatte eine Studie Rückstände des Konservierungsmittels Paraben, das in Deodorants, Körpersprays, Kosmetika, und Arzneimitteln zur Verlängerung der Haltbarkeit verwendet wird, in Krebstumoren nachgewiesen. Die Wissenschaftler schlossen daraus auf einen Zusammenhang zwischen Paraben-haltigen Deodorants und Brustkrebs. Daraufhin hatten Experten unter anderem auch die Deutsche Krebsgesellschaft geraten, auf Paraben-haltige Deodorants vorerst zu verzichten.

„Steigert das Benutzen von Antitranspirants und/oder Deodorants, welche Aluminiumsalze, antimikrobielle Substanzen und Konservierungsmittel enthalten, das Mammakarzinomrisiko?“  Dieser Frage gingen Prof. Dr. Anton Scharl (Amberg), Prof. Dr. Uwe-Jochen Göhring (Bonn) und Dr. Florian Schütz (Heidelberg) nach. Sie kommen zu dem Ergebnis: „Vor allem unter dem Aspekt, dass die Risiko steigernde Wirkung anderer Faktoren der Lebensführung wie Reproduktions- und Ernährungsverhalten deutlich besser belegt sind, sollte der Fokus darauf zielen, dass diese Erkenntnisse zu einer positiven Verhaltensänderung führen, anstatt durch schlecht oder gar nicht belegte Thesen zur Brustkrebsentstehung Ängste ausgelöst werden.“

Dass die Brustkrebs-Experten Frauen lieber zu einer gesunden Lebensführung raten, überrascht. Natürlich kann das Vermeiden von Übergewicht und fettreicher Ernährung, mehr pflanzliche Kost und vor allem Bewegung dabei heilfen, das Risiko zu vermindern, an Brustkrebs zu erkranken. Jedenfalls sehen diese Experten darin viel größere Chancen, als die Gefahr, die die verwendeten Chemikalien jemals verursachen könnten.

Immerhin rufen die Wissenschaftler zu weiteren Studien auf, um das Risiko ausschließen zu können, wie sie das formulieren. „Die ungenügende Datenlage ist aber Grund genug, die Hypothese weiter zu prüfen und sorgfältig geplante toxikologische, pharmakologische und epidemiologische Studien durchzuführen“, lautet die Empfehlung der Experten. Doch mit der Formulierung ist das Ergebnis praktisch schon vorgezeichnet. Ob das noch ergebnisoffene Forschung ist?

In der Meldung wird auch auf das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hingewiesen, dass 2004 geurteilt hatte: „Derzeit gibt es keinen wissenschaftlichen Beweis, dass der Gebrauch derartiger Deodorants das Risiko einer Brustkrebserkrankung erhöht. Allein aufgrund der Tatsache, dass Parabene in Tumorgewebe von Brustkrebskranken enthalten sein könnten, lässt sich nach Meinung des Institutes noch kein ursächlicher Zusammenhang zwischen diesen Stoffen und der Entstehung von Brustkrebs herstellen. Bei Untersuchungen am Tier (in vivo) zur hormonellen Wirkung von Parabenen gab es zudem keine klaren Ergebnisse. Hinweise auf eine schwache östrogene Wirkung zeigten sich nur bei Butylparaben nach Verabreichung sehr hoher Dosen. Angesichts der zu erwartenden Neubewertung durch wissenschaftliche Gremien der EU hält das BfR derzeit keine Maßnahmen für erforderlich.“

Doch ganz einig sind sich die Experten nicht. In einer Stellungnahme (Stellungnahme zu einer möglichen Krebsgefährdung durch Parabene, 1W. Parzefall, C. Drucker, N. Erlach, A. Losert, 2M. Micksche 1Abteilung Toxikologie, 2Abt. Angewandte und Experimentelle Onkologie, Institut für Krebsforschung,
Medizinische Universität Wien, Erstellt für die Österreichische Krebshilfe) stellen die Wissenschaftler folgendes fest: "Das tatsächliche Risiko lässt sich aufgrund der mangelhaften Datenlage gegenwärtig nicht abschätzen. Vorsorglich fordern wir deshalb das Risiko zu minimieren, und Parabene möglichst nicht mehr für Achselsprays oder für andere Kosmetika, die am Oberkörper eingesetzt werden, zu verwenden."

Während die einen Experten aus der mangelhaften Datenlage also schließen, dass alles nicht so gefährlich ist, kommen die anderen zu dem Schluß, lieber Vorsicht walten zu lassen. Tatsache ist, dass es hormonwirksame chemische Stoffe gibt, die in Nahrungsmitteln, Pharmazeutika und Kosmetikprodukten eingesetzt werden. Welche Auswirkungen diese Stoffe letztlich auf den Körper haben, wurde bisher noch nicht ausreichend untersucht. Und das gibt zu denken. Denn nicht erst seit 2004 werden Bedenken über den Zusammenhang von Parabenen und der Entstehung von Brustkrebs geäußert. Aber selbst Jahre später liegen angeblich keine ausreichenden Daten und Ergebnisse vor. Dass die Wissenschaft das noch nicht geklärt hat, macht sehr stutzig. Hat da jemand etwas zu verbergen?

WANC 08.07.09


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