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Die in Deodorants enthaltenen Parabene werden verdächtigt, Brustkrebs zu verursachen (Foto: Image100) |
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Deodorants: Sind sie ungefährlich?
Fördern Deodorants Brustkrebs? Studien scheinen die Sorge zu bestätigen. Doch nun behaupten Experten das Gegenteil - sie
geben Entwarnung. Dennoch bleiben Zweifel.
Es gibt zur Zeit keine stichhaltigen Beweise für eine Brustkrebs
verursachende Wirkung von Deodorants. Es gibt also auch keine
Rechtfertigung dafür, in der Öffentlichkeit Besorgnis auszulösen. Das
sagt ein Expertengremium der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische
Onkologie (AGO) in der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG), das im
Auftrag des Dachverbandes eine aktuelle Risikobewertung für
Antitranspirantien bei der Brustkrebsentstehung erstellte.
Zur Erinnerung: Im Jahr 2004 hatte eine Studie Rückstände des
Konservierungsmittels Paraben, das in Deodorants, Körpersprays,
Kosmetika, und Arzneimitteln zur Verlängerung der Haltbarkeit verwendet wird, in Krebstumoren
nachgewiesen. Die Wissenschaftler schlossen daraus auf einen
Zusammenhang zwischen Paraben-haltigen Deodorants und Brustkrebs. Daraufhin hatten Experten unter anderem auch die Deutsche
Krebsgesellschaft geraten, auf Paraben-haltige Deodorants vorerst zu
verzichten.
Steigert das Benutzen von Antitranspirants und/oder Deodorants,
welche Aluminiumsalze, antimikrobielle Substanzen und
Konservierungsmittel enthalten, das Mammakarzinomrisiko? Dieser
Frage gingen Prof. Dr.
Anton Scharl (Amberg), Prof. Dr. Uwe-Jochen Göhring (Bonn) und Dr.
Florian Schütz (Heidelberg) nach. Sie kommen zu dem Ergebnis: Vor
allem unter dem Aspekt, dass
die Risiko steigernde Wirkung anderer Faktoren der Lebensführung wie
Reproduktions- und Ernährungsverhalten deutlich besser belegt sind,
sollte der Fokus darauf zielen, dass diese Erkenntnisse zu einer
positiven Verhaltensänderung führen, anstatt durch schlecht oder gar
nicht belegte Thesen zur Brustkrebsentstehung Ängste ausgelöst werden.
Dass die Brustkrebs-Experten Frauen lieber zu einer gesunden
Lebensführung raten, überrascht. Natürlich kann das Vermeiden von
Übergewicht und fettreicher Ernährung, mehr pflanzliche Kost und vor
allem Bewegung dabei heilfen, das Risiko zu vermindern, an Brustkrebs zu
erkranken. Jedenfalls sehen diese Experten darin viel größere Chancen,
als die Gefahr, die die verwendeten Chemikalien jemals verursachen könnten.
Immerhin rufen die Wissenschaftler zu weiteren Studien auf, um das
Risiko ausschließen zu können, wie sie das formulieren. Die
ungenügende Datenlage ist aber Grund genug, die Hypothese weiter
zu prüfen und sorgfältig geplante toxikologische, pharmakologische und
epidemiologische Studien durchzuführen, lautet die Empfehlung der
Experten. Doch mit der Formulierung ist das Ergebnis praktisch schon
vorgezeichnet. Ob das noch ergebnisoffene Forschung ist?
In der Meldung wird auch auf das Bundesinstitut für Risikobewertung
(BfR) hingewiesen, dass 2004 geurteilt hatte: Derzeit gibt es keinen
wissenschaftlichen Beweis, dass der Gebrauch derartiger Deodorants das
Risiko einer Brustkrebserkrankung erhöht. Allein aufgrund der Tatsache,
dass Parabene in Tumorgewebe von Brustkrebskranken enthalten sein
könnten, lässt sich nach Meinung des Institutes noch kein ursächlicher
Zusammenhang zwischen diesen Stoffen und der Entstehung von Brustkrebs
herstellen. Bei Untersuchungen am Tier (in vivo) zur hormonellen
Wirkung von Parabenen gab es zudem keine klaren Ergebnisse. Hinweise
auf eine schwache östrogene Wirkung zeigten sich nur bei Butylparaben
nach Verabreichung sehr hoher Dosen. Angesichts der zu erwartenden
Neubewertung durch wissenschaftliche Gremien der EU hält das BfR
derzeit keine Maßnahmen für erforderlich.
Doch ganz einig sind sich die Experten nicht. In einer Stellungnahme
(Stellungnahme zu einer möglichen Krebsgefährdung durch Parabene, 1W.
Parzefall, C. Drucker, N. Erlach, A. Losert, 2M. Micksche 1Abteilung
Toxikologie, 2Abt. Angewandte und Experimentelle Onkologie, Institut
für Krebsforschung,
Medizinische Universität Wien, Erstellt für die Österreichische
Krebshilfe) stellen die Wissenschaftler folgendes fest: "Das
tatsächliche Risiko lässt sich aufgrund der mangelhaften Datenlage
gegenwärtig nicht abschätzen. Vorsorglich fordern wir deshalb das
Risiko zu minimieren, und Parabene möglichst nicht mehr für
Achselsprays oder für andere Kosmetika, die am Oberkörper eingesetzt
werden, zu verwenden."
Während die einen Experten aus der mangelhaften Datenlage also
schließen, dass alles nicht so gefährlich ist, kommen die anderen zu
dem Schluß, lieber Vorsicht walten zu lassen. Tatsache ist, dass es
hormonwirksame chemische Stoffe gibt, die in Nahrungsmitteln,
Pharmazeutika und Kosmetikprodukten eingesetzt werden. Welche
Auswirkungen diese Stoffe letztlich auf den Körper haben, wurde bisher
noch nicht ausreichend untersucht. Und das gibt zu denken. Denn nicht
erst seit 2004 werden Bedenken über den Zusammenhang von Parabenen und
der Entstehung von Brustkrebs geäußert. Aber selbst Jahre später liegen
angeblich keine ausreichenden Daten und Ergebnisse vor. Dass die
Wissenschaft das noch nicht geklärt hat, macht sehr stutzig. Hat da
jemand etwas zu verbergen?
WANC 08.07.09
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